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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 30

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Lufft aus der Gütigkeit des Silbers zu vermischen. Wann er aber den Menschen zu wohlverdienter Straffe eine grausame Pest drohete/ mischte er wiederum die aufsteigende Flamme mit der angesteckten Lufft/ oder durchdringend gifftigen Kälte/ und zwunge sie durch die Welt zu gehen/ und dieselbe zu plagen.

Aus diesen des Martianus Worten erhellet klärlich/ daß der Unterschied der Jahr-Zeiten/ wie wir bereits gesagt haben/ von der Sonne herrühre/ die Lufft aber unterweilen durch ihre Krafft mancherley Eigenschafflen ansichnehme/ woraus dann bey uns bißweilen nothwendig gefunde/ öffters auch schädliche und verderbliche Zufälle entstehen müssen. Dannenhero die Poeten dichten/ daß die Cyclopen oder Riesen/ wordurch die Nebel und andere böse Eigenschafften einer vergifften Lufft verstanden werden/ vom Apollo mit Apollo deß Aesculapius Vatter. Recht getödtet worden; wie sie dann auch eben diesen Apollo zu des Aesculapius Vatter machen/ von welchem Hygeia/ oder die Gesundheit/ entsprungen und geboren ist: dann es soll/ wie Pausanias von einem Phoenicier gehört zuhaben erzehlt/ der Aesculapius uns die Lufft vorstellen/ welche durch die Sonne dergestalt von ihrer Unreinigkeit gesäubert wird/ daß sie uns gesund und heilsam ist/ dergleichen auch die Medici verrichten/die/ vermittelst ihrer Kunst/ entweder denen kranken Leibern Gesundheit verschaffen/ oder die Gesunde bey gutem Wolstande erhalten.

Aesculapius ein Gott der Gesundheit. Aus dieser Ursache haben die Alten den Aesculapius als einen Gott der Artzney geehrt und angebetet. Insonderheit wurde er für der Stadt Epidaurus in Griechen-Lande Schutz-Gott gehalten/ welche Stadt/ wie Solinus schreibet/ wegen ihres herrlichen Tempels/ allenthalben sehr berühmt war; dann wann einer wider seine Unpäßlichkeit Artzney und Hülffe suchte/ reiste er nur zu diesen Tempel/ da ihm alsdann/ wann er deß Nachts darinnen schlieffe/ im Traum gezeigt wurde/ was er/ zu Wiederbringung seiner Gesundheit/ thun und verrichten solte. Pausanias hat in Corinthiacis die Bildnuß dieses Gottes/ so in der Stadt Epidaurus war/ auf folgende Art beschrieben: Der Aesculepius sitzet auf einem Thron/ hält in einer Hand einen Stab/ mit der andern druckt er einer Schlange oder einem Drachen den Kopff/ und zu seinen Füssen liget ein Hund. Die Bedeutung dieser Bildnus/ wird vom Festus also zu verstehen gegeben: Unter deß Aesculapius Schutz ist der Drach/ weil er das allerwachsamste Thier ist; wie dann ein Artzt sich der Wachsamkeit in Wiederbringung deß Krancken Gesundheit am meisten befleissigen solle. Vor seinen Tempel wurden Hunde gebildet/ weil er in seiner Jugend mit Hunde-Milch erzogen worden.Der knotigte Stab/ den er in der Hand hält/ bedeutet die Schwerigkeit der Kunst. Mit einem Lorbeer

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Zweig (welches Pausanias ausgelassen/ Festus aber beygefügt) wird er gekrönet/ weil dieser Baum viel gute Artzney-Mittel gibt.

Es ist aber dieser Gott ins gemein mit einem langen Bart gebildet/ wie wir bereits/ da wir von des Tyrannen Dionysius Kirchen-Raube geredet/ erkläret haben: iedoch wird er unterweilen auch ohne Bart gezeiget/ wie ihn Petrus Appianus in lib. antiquariorum also beschreibet. Zu Auxim/ einer in der Anconischen Marggrafschafft gelegnen Stadt/ ist deß Aesculapius Bildnus in Marmorstein gebildet also zu sehen: sein Kleid ist einem Futterhembd ähnlich/ über welchem noch ein Oberkleid/ gleich einem Mantel/ befindlich. Mit der lincken Hand hält er im Geeren deß Der Hahn dem Aesculapius heilig. Ober-Kleides einige Früchte/ in der Rechten aber zween Hahnen: dann den Hahn haben ihm die Alten wegen der Wachsamkeit/ derer sich ein Medicus befleissigen soll/ geheiligt/ und zu opffern gepfleget. Aus dieser Ursach hat Socrates/ wie beym Plato zu lesen/ als er ietzund sterben solte/ im Testament dem Aesculapius einen Hahn vermachet; dardurch dieser weise Mann zu verstehen geben wollen/ daß er nunmehr den Gebrauch deß Liechts/ welches der Hahn anzukündigen pfleget/ nemlich das Leben der Göttlichen Gütigkeit/ als die alle Krankheiten aufs beste heilet/ und durch den Aesculapius bedeutet wird/ die auch der göttlichen Vorsehung/ nämlich deß Apollo/ Kind ist/ wiedergebe/ als von welcher er es auch gleichsam zu Lehen gehabt habe.

Den Aesculapius haben die Phliaster (welche die herrliche Griechische Insul Peloponnesus bewohnen) ohne Bart geehret. Dergleichen Bildnus auch bey den Sycioniern gewesen: dann in dem Eingange ihres Asclepiei, sagt Pausanias/ ist der Aesculapius ohne Bart gestanden/ der von Gold und Helffenbein gemacht/ in der Rechten einen Scepter/ in der Lincken aber einen Tannzapffen oder Fichten-Apfel gehalten. Besagte Völcker gaben vor/ er wäre in Gestalt eines Drachen zu ihnen aus der Peloponnesischen Stadt Epidaurus durch zwey Maul-Esel gebracht worden; und dieses seye geschehen von Nicanora einem Sicyonischen Weibe.

Die Schlange ist dem Aesculapius heilig. Ist also diese der Epidaurer Schlange auch an andern Orten gewesen/ und nicht allein zu den Römern kommen/ welche/ (wann wir dem Valerius Maximus/ der dieses erzehlet/ Glauben zustellen) als sie gantzer drey Jahr mit der Pest heimgesucht worden/ und dieser schwehren und langwierigen Plage kein Ende gesehen/ endlich durch Sorgfalt der Priester/ in Aufschlagung der Sibyllinischen Bücher/beobachtet/ daß sie ihre vorige gehabte gesunde Lufft anderer Gestalt nicht wieder erlangen könten/ als wann sie von Epidaurus den Aesculapius holen lassen würden.