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TA 1679, Metamorphosis, S. 37

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oder auch; weil der Trunckene rasen/ und einander offt mit Stecken schlagen. Belangend die ernante zwiefache Gestalt/ so sagt Diodorus/ daß der Bachus in zweyerley Gestalt gebildet worden/ nemlich/ mit einem grausamen Gesichte/ und langen Barte: und dann/ auf der andern Seite/ in einer schönen/ jungen/ lieblich- und fröligen Gestalt. Die erste Gestalt zeigete an/ daß er/ überflüssig getruncken/ den Menschen mit Zorne erhitze/ und unbescheiden mache; Wann er aber hingegen mässig getruncken werde/ mache er frölig/ wolgemuht und befördere die Gesundheit/ dannenhero er jung ausgebildet Warum er Liber genennet werde. ward. Um dieses Fröligmachens willen/ ward er/ als Seneca darfür hält/ Liber, und Liber pater, genennet/ dieweiln er des Menschen Hertz und Gemüht erlöset/ oder befreyet/ von der Sorge/ und es muhtig und frölich machet. Worauf allhier sehr wol sich fügen folgende Verslein/ aus des Ovidius Liebes-Kunst genommen:

Der Kummer muß davon/ wann er wird abgespühlt/
durch einen guten Wein/ der Arme Freu- de fühlt/
Hörner zeigt allhier an Stoltz und Hochmuht. lacht/ setzt die Hörner auf: Sorg’ und Betrübnus weichen.
Die Runtzeln müssen fort/ und allgemach entschleichen
von Stirn und Muht hinweg/ etc.

Warum er Lysius oder Lyaeus genannt. Und aus dieser Ursache wird er auch genannt Lysius oder Lyaeus/ welches so viel bedeutet/ als einen Auflöser oder Entbinder; dieweil er die Hertzen der Menschen von Sorgen entbindet: oder weil er die Glieder auflöset und schwächet. Sonsten wird er auch genennet Hygiates oder Salutaris/ und darum mit diesen Namen beehret/ weil zur Gesundheit nichts dienlicher ist/ als der Wein; wann er/ nemlich/ mässig getruncken wird. Ingleichen/ Warum Subazios Sabazios/ Phila/ Bromius und Jachus. wird er auch genennet Sabazios/ vom Tantzen und Springen/ so bey seinem Opffer-Feste geschahe. Auch hieß man ihn Phila/ wodurch/ wie Pausanias saget/ die Dores die Federn in den Flügeln zuverstehen gaben: dieweil/ nemlich/ die Menschen vom Weine gleich denen Vögeln/ sich in die Höhe zu schwingen scheinen. Bromius/ wie auch Jachus/ ward er darum genennet/ wegen des Tumults oder Lärmens/ und Geschreyes/ worzu Bachus/ das ist: der Wein/ (angemerckt dieses Wort/ so wol für den Wein selbst/ als für dessen Erfinder/ genommen wird) die Trunckenbolte verursacht. Alhier haben wir nun einige Zunamen des Bachus erzehlt/ welche die Art und Krafft des Weins in sich begreiffen. Wann wir aber wissen wollen/ wer dieser Bachus eigentlich gewest sey; so sagen Bachus war König von Arabien, Egypten/ etc. einige Historienschreiber/ daß er gewesen ein König in dem glücklichen Arabien/ der seinen Hof in der Stadt Nysa gehalten/ sehr streitbar und sieghafft/ wie auch ein Erfinder vieler/ zu diesem zeitlichem Leben/ nutzbarer und löblicher Dinge/ sich bezeiget/ und dieselbe seinen Unterthanen/ und andern Völckern/ gelehrt und bekannt gemacht habe. Er zog aus/ Indien zu überwältigen/ und machte den Hercules zu seinem Oberstatthalter/ über das ihm zuständige Egyptenland: Zum Unterstadthalter

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Nahm Indien ein. aber/ satzte er den Prometeus. Den Busyris verordnete er/ über Phoenicien; und den Antäus/ über Libyen. Seine Heerskrafft/ darmit er Indien/ und die innersten Lande von Asien/ einnahm/ bestunde aus Männern und Weibern. Und nachdem er also die Morgenländer eingenommen hatte/ ließ er/ auf den Indianischen Gebirgen/ bey dem Fluß Ganges/ zwo Seulen aufrichten. Unter andern seinen Reisen/ kam er auch in Iberia/ worüber er/ nachdem er solches zu seinem Gehorsam gebracht/ seinen Ober-Feldherrn/ den Pan zum Haupte satzte: Welcher darauf das Land/ nach seinem Namen/ Pania genannt; so hernach/ wie auch noch heute zu Tage/ daher Hispania benamset worden. Bachus ein tapfferer Kriegsmann. Diodorus schreibet/ daß Bachus unterweilen/ wann er gewaffnet in den Krieg gegangen/ eine Tigerhaut um seinen Leib getragen habe: Dann er nicht allezeit truncken gewesen/ sondern viel Feldzüge gethan/ verschiedene Könige überwunden/ und unter seine Botmässigkeit geworffen habe/ als den Lycurgus/ den Pentheon/ und andere mehr. Als er sieghafft wieder heimkehrete/ hielte er einen herrlichen Triumph/ darinnen er auf einem Elephanten/ oder einem/ mit Elephanten bespannten/ Wagen/ seinen Einzug verrichtete. Man findet nicht/ daß/ vor ihm/ jemals einer im Triumph gesehen worden wäre. Nachdem er/ aus Indien/ wiederum heimgekehrt war/ hat er/ die/ in der Regierung/ durch seine Statthalter/ verübte/ Mishandlungen abgestrafft/ und/ in allen seinen Königreichen/ sehr gute Gesetze Bachus ein Gesetzgeber. verordnet. Dannenhero ihn auch Orpheus einen Gesetzgeber nennet. Weiters/ befinde ich/ seine Geschichte wiederum mit Gedichten und Fabeln vermengt. Dann in dem Kriege der Götter/ mit den Titanen/ hat er ihrer Grausamkeit nicht entgehen mögen: Dieweil sie ihn gefangen/ und in Stücken zerrissen/ nachgehends einen Theil/ in einem Kessel/ gesotten/ das Uberbliebene aber an einen Spies gesteckt/ und am Feuer gebraten haben. Es kam ihme zwar Minerva zu Hülffe/ konte aber nichts/ von ihme/ erlangen/ als das Hertz/ welches sie noch zittrend oder bebend dem Jupiter brachte/ der die Titanen/ durch einen Donnenstrahl/ ertödete/ und seines Sohns Glieder/ durch den Apollo/ auf der Parnassus begraben ließ. Die Corybanten brachten das Zeichen seiner Männlichkeit in Tuscanien/ und lehrten das Volck darvor Opffern. Hernach suchte die Rhea alle Glieder des Bachus wiederum zusammen; und nachdem sie wiederum beseelt und lebendig gemacht worden/ erzeigte er den Menschen ins gemein grosse Wolthaten; nemlich durch Erfindung des Weinbaues/ wormit er der Welt unglaublich viel guts gethan. Dann/ wie Euripides schreibet/ so ist keine schönere und nutzbarere Erfindung jemaln auf der Welt geschehen/ als eben diese des Weinbaues; weil durch dieses Mittel/ der Mensch/ alles seines erlittenen Elends und Widerwärtigkeit vergessen/ sanfte oder ruhig schlaffen/ und in allen Nöhten und Anfechtungen/ Leichterung und Trost haben kan. Und diesem stimmten/ als Benzo erzehlt/ die Westindianer bey; wie sie dann deswegen sagten/ daß aus diesen Landen nichts bessers zu ihnen gebracht worden/ als der Wein/ und das Eisen; noch etwas reiners/ als das