TA 1679, Metamorphosis, S. 23
brante/ und ins Verderben stürtzte. Die Poeten haben ihre Gedichte/ auf dieses Phaetons Tod geschmiedet/ welcher/ in der/ auf dem Pfau-Strom/ mit grosser Heers-Krafft (die er/ der ungewönlichen starcken Hitze wegen/ zu Wasser führen muste) angestellten Fahrt sich begab: als worauf er/ mit einem Donnerstrahl/ der aus dem Himmel fiel/ getödtet wurde.
Allhier muß ich nothwendig auch der Pferde/ vor dem Sonnen-Wagen/ gedencken/ und selbige/ denen angehenden Mahlerey-Künstlern zum besten/ etwas umständlich beschreiben/ damit sie nicht in Irrthum gerahten/ sondern einem jedwedem seine gebührende Farbe zu zueignen/ und zu geben wissen: dieweil zum öfftern darinnen gröblich gefehlet wird. Dieser Pferde sind/ nach des Ovidius Meinung/ viere: ob wol Martialis nur von zweyen redet. Deren Namen sind Pyrois/ Eous/ Aethon und Phlegon. Das erste Pyrois bedeutet Röhte; also genannt/ um dardurch die/ in der Morgenstunde/ sich ereignende Röhte der Sonnen abzubilden. Das andere Eous/ ist so viel/ als schimmerend oder hellgläntzend: weil wir die Sonne/ wann sie ein wenig in die Höhe/ oder an die Hälffte der Himmels-Kugel kommen/ schön hellgläntzend sehen können. Das dritte ist Aethon/ und heisst brennend: weil/ um den Mittag/ die Strahlen der Sonne dermassen stechen/ daß sie gleichsam zu brennen scheinen. Das vierdte/ Phlegon/ von Farbe zwischen gelb und schwartz/ bedeutet einen Liebhaber der Erden: weil die Sonne/ gegen den Abend und Untergang/ solcher Farbe zu seyn/ nach der Erde zu eilen/ und allda ruhen zu wollen scheinet. Dannenhero das erste weiß mit rohten Flecken (gleich als wie die Lufft mit Röhte durchfärbet/ in der Morgenröhte/ erscheinet) seyn kan. Das andere gelb/ das dritte gantz roht/ das vierdte dunckel-gelb oder Kastanien-braun. Von dem Apollo und der Diana wollen wir/ im sechsten Buche/ allda wir von der Latona werden reden müssen/ handeln/ woselbsten es bequemer fallen wird. Ovidius hänget/ als die Glieder an einer Ketten/ seine Fablen sehr artlich aneinander/ und fähret fort/ zu erzehlen/ von der Verwandlung des Phaetons Schwestern/ den Heliaden oder Sonnen-Töchtern/ der Phaetusa/ nëmlich/ oder Schimmerung/ und der Lampetia oder Durchleuchtigkeit; wie auch/ von dem Ursprunge des Agtsteins. Hierauf folget die Verwandlung des Cygnus/ Phaetons Liebhabers/ in einen Schwan: welcher des Phaetons Unglücks ingedenck/ sich allezeit im Flusse Eridanus/ oder des Pfauens/ aufhielte/ daß er ja nicht etwan sich in die Höhe schwingen/ oder hoch fliegen möchte. Wordurch angedeutet und gelehret wird/ daß der eine/ an des andern Unglück sich spieglen/ und sein selbst Unglück vermeiden lernen solte. Daß Phoebus/ wiewol betrübt über den Tod seines Sohnes/ des Jupiters Befehl dennoch gehorsamet/ und den Wagen wieder zurück geführt/ giebt uns die Lehre/ daß ein jedweder/ wie groß er auch ist/ seinem Oberhaupte gehorsam leisten solle. In dieser Fabel des Phaetons/ wird auch gedacht des Mulcibers/ daß er/ nemlich/ die silberne Thüren/ in dem Hause der Sonnen/ mit unterschiedlichen Bildnüssen gezieret
habe/ worunter er auch den lieblich spielenden Triton/ und den unbeständigen Protheus/ zusamt den blauen Meers-Göttlein/ gesetzt hatte. Von welchen allen wir anjetzo/ und zwar erstlich von dem Vulcan/ der auch Mulciber genannt wird/ etwas mehrers erzehlen wollen.
Von dem Vulcan.
VUlcan war ein Sohn des Jupiters und der Juno. Jedoch dichtete man/ Juno wäre/ ohne männliche Beywohnung/ von ihm befruchtet. Durch den Vulcanus wurde (nach einhelliger Zusammenstimmung vieler Poeten) verstanden das Feuer/ nemlich das irrdische elementarische/ oder materalische Was Vulcanus auch Mulciber genannt. Feuer. Daß er aber auch Mulciber/ das ist/ Eisen-erweicher genennet wird/ geschiehet/ weil das Feuer die Härte des Eisens zwingen oder erweichen/ und alles bemeistern und überwinden kan. Er hat/ wie die Poeten sagen/ seinem Vatter den Donnerkeil geschmiedet/ wormit die Riesen getödtet worden: worfür er vom Jupiter die schöne Venus/ zum Ehgemahl/ zu Lohn empfangen hatte/ welche aber zü ihrem russigem Schmiede keine grosse Liebe trug. Diesem war zu geeignet das/ in dem Egeischem Meer gelegne/ Eyland Lemnos/ weil daselbst das Feuer/ wie auch das Schmieden der Harnische und Waffen/ erstlich soll erfunden worden seyn. Unter andern Poeten und Scheibern/ sagt Homerus/ im ersten Buch seiner Vulcanus aus dem Himmel gestossen. Iliaden: daß Jupiters seinen Sohn/ den Vulcanus/ seiner Misgestalt und Häßlichkeit wegen/ aus dem Himmel gestossen/ da er/ einen gantzen Tag/ von Morgen früh an bis an den Abend/ gefallen/ endlich in das vorbesagte Eyland Lemnos niedergestürzt sey/ und zwar mit solcher Gewalt/ daß ihm alle Glieder zerbrochen/ und die Inwohner des Lands ihme zu Hülffe kommen/ und wiederum geheilet hätten. Lucianus aber/ der die Poetische Götter zu schimpffen/ kein Bedencken trägt/ saget/ in seinen Gespräche von den Opffern; Vulcanus sey dazumaln noch/ auf den Armen/ getragen worden/ als man ihn aus dem Himmel harab geworffen/ und solte ohne zweiffel von seinem Fall ein Krüppel blieben seyn/ und wir folglich keinen Vulcanus mehr haben/ dafern die Inwohner der Insul Lemnos nicht das beste an ihm gethan hätten. In dem Lobgesange des Apollo schreibt Homerus anders/ dann in seinen Iliaden; und sagt/ nicht Jupiter/ sondern die Juno habe den Vulcanus herunter gestossen/ also daß er ins Meer gefallen/ allda er nicht von denen auf der Insul Lemnos/ sondern von der Tethys/ und ihren Töchtern/ ernehrt und auferzogen worden wäre. Andere geben vor/ daß er anderswo von Affen/ und dergleichen Vulcanus betriegt seine Mutter. Geschmeis/ auferzogen sey. Pausanias, de statu Attico, meldet/ daß Vulcanus/ ingedenck den/ von seiner Mutter/ ihm angethanen Unbilligkeit/ sich vorgenommen zu rächen: dahero er ihr einen guldnen Sessel geschenkt/ welcher mit verdeckten Ketten so liestig gemacht war/ daß sie/ als sie sich hinein satzte/ darinnen angefesselt bleiben muste/ auch/ von dem Vulcanus/ auf keines Gottes Bitte/ ausgelassen wurde/ bis ihm eins sein getreuster Freund Bachus/ nach dem er ihn wolberauscht/ wieder in den Himmel/