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Sandrarts Angabe in der Vita Jusepe de Riberas, er habe das Gemälde bei Gaspar Roomer gesehen, bereitet viele Schwierigkeiten: Zum einen, weil Roomer erst ab 1653 in Besitz des Werkes war, ein zweiter Italienaufenthalt Sandrarts nach 1635 aber nicht sicher belegt ist (vgl. Danesi Squarzina 2009, S. 136), zum anderen, weil die Beschreibung des Gemäldes einige Ungenauigkeiten aufweist (vgl. Lange 2003, S. 231). Während Sandrart »etliche junge Fauni« erwähnt, die im Gemälde nicht zu sehen sind, bleibt der junge Faun, der die Zügel des Esels hochhält, ungenannt. Aus Simonatos Untersuchung der Textstelle ging hervor, dass sie in einem engen Zusammenhang zu der Radierung steht, die Ribera zwei Jahre nach dem Gemälde anfertigte. Dort entspricht die Abfolge des in der Beschreibung genannten Bildpersonals der natürlichen Lesrichtung von links nach rechts: Der auf der linken Seite abgebildete Satyr, der dem Silen eingießt, wird im Text zuerst erwähnt, die rechts am Boden liegenden Putten zuletzt (vgl. Simonato 2009(a), S. 217). Erklären lässt sich der Befund möglicherweise damit, dass Sandrart bei seiner Beschreibung des Gemäldes für die Vita Riberas viele Jahre nachdem er es in Neapel gesehen hatte, auf eine Radierung zurückgreifen konnte, deren Abweichungen vom Gemälde folglich mit in die Beschreibung eingingen; vgl. Simonato 2009(a), S. 217.
Den großen Einfluss, den die Darstellung auf Sandrart ausübte, hat Giulia Fusconi aufgezeigt: Riberas »Trunkener Silen« scheint nicht nur die stilistische Quelle für die Porträtbüste eines jugendlichen Fauns darzustellen, den Sandrart für die Galleria Giustiniana, Bd. 2, Tafel 48, zeichnete, möglicherweise war er auch ausschlaggebend für Sandrarts Entscheidung, den antiken Prototypen, die Skulptur des Silen Ludovisi, in der »Teutschen Academie« (TA 1679, Tafel nn) zur Abbildung zu bringen, vgl. Fusconi 2001(b), S. 24 f.

Annotation by Carolin Ott07/09/2010

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