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TA 1679, I (Architektur), S. 28

Linke Spalte

alles nach Ordnung der Dorica, wie dieser Entwurff zeiget/ sich verhält/ also ist das übrig erhabene aus dieser Abbildung ausführlich zu erkennen und abzu messen/ nach beygewidmeten alten Römischen Werckschuhen/ daran hierbey ein halber Theil der in 12. Theil oder Zoll gemessen/ ieder Zoll in 4. Minuten bestehet/ beygewidmet. Und obwoln dieser Tempel-Bau in etwas zu hoch vorkommen möchte/ weiln er zweyer Breiten höher ist/

Rechte Spalte

so befindet sich doch im Werck selbsten/ daß durch der Fenster Oeffnung/ und enthaltnen Nichien/ und wann man nahe darunter steht/ dadurch das Gesicht also verkürtzt/ daß solche Höhe nicht hinderlich/ sondern/ durch die doppelte Cornicien/ als die gantz herum gehen/ und viel von solcher Höhe bedecken/ dadurch dieser Tempel viel niederer/ als er im Werck ist/ scheinte.

Spaltenübergreifend
Das XXVII. Capittel.
Fürstlicher Farnesischer Palast zu Capra-
rollo
/ von Jacob Barotio Vignola Architect.
erbauet worden.
Innhalt.

1. Fig. Grund-Riß des Palasts zu Caprarola. 2. Fig. dessen äusserliche Gestalt. 3. Fig. desselben innerliche Gestalt. Aller Gelegenheit Nachrichtung. 1. Stige. 2. Vorthor. 3. Brucken. 4. Eingang. 5. Grosse Thür. 6. Stigen Schneckenweiß. 7. Soller. 8. Rundes Zimmer. 8. Loggia. 10. Runder Hoff. 11. Stige. 12. Sommer-Wohnung. 13. Bollwerck. 14. Stuben zum Winter. 15. Abtritt. 16. Platz. 17. Kleine Gelegenheit. 18. Capelle. 19. Schnecken-Stiegen. 20. Allerley Gelegenheit. 21. Schnecken-Stiege. 22. Gruben. 23. Graben. 24. Garten-Brucken.

Linke Spalte

CAprarola, ein zierliches Städlein/ etwas bergicht/ in einer schönen Landschfft/ bey einer Tagreiß von Rom gelegen/ und dem Hoch-Fürstlichen Haus Farnesen zuständig/ ward/ durch selbiges Fürsten Erbauung/ mit einem vortreflichen Palast bezieret/ und zwar einem Werck/ in Warheit/ an Majestätischer Herrlichkeit/ Zier/ und Gelegenheit/ also vollkommen/ daß ich niemals etwas vollommeners vollkommeners gesehen. Zu End dieses Städleins ist eine Ebene/ auf dero erhobnen Mitten ligt dieser köstliche Palast erbauet/ mit der einen Facciata reichet er gegen gedachtes Städtlein/ darzu geben sich auch die beede andere Facciaten hervor/ gantz sichtbarlich/ welche drey Ecken allerseits ein wunderlich schönes Ansehen verursachen/ wie aus dieser zweyten Platen zu ersehen. Diese sonst Unmüglichkeit entstehet deswegen/ weil dieser gantze Bau und Palast auswendig fünffeckig geformt; hingegen dessen unangesehen verwunderlich ist/ daß inwendig alle Zimmer dennoch just in ihrer proportion und Vierung bleiben/ also daß dieser Unform/ welcher sonst in den Zimmern erfolgen müste/ in den Schieds- Mauren vernünfftig vertheilt worden. Es ist dieser Palast dermassen wol geordnet/ daß darinn kein einiger leerer Platz/ darzu verwunderlich die Herrschafft das wenigst von allen auswendigen unruhigen Diensten sehen/ noch der Handwercks-Leute Arbeitsamkeit hören kan/ solches alles und anders mehr verursacht/ daß iedweder hochvernünfftiger Architect. der es wol besicht/ nachsinnet und überleget/ bekennen muß/

Rechte Spalte

daß diesem vortrefflichem Werck das Lob gebühre/ daß es der allervollkommneste/ verständigst ausgezierte und gelegneste Palast der gantzen Welt seye. Dieser Ruff verursacht/ daß die allerberühmteste Architecten von weiten ab herbeygezogen werden/ diese Wunder zu besehen. Wie unter andern Monsignior Daniel Barbaro, der doch in der Architectura vortrefflich erfahren war/ durch solchen grossen Ruff beweget wurde/ daß er in eigener Person dahinkommen/ solches eigentlich zu besehen. Und nachdem er alle Theile/ Stück vor Stück wol durchsehen/nachgesonnen/ auch von gedachtem Vignola selbsten/ die gantze Ordnung/ und alle Glieder einer solchen grossen machina in allen genau erwogen/ in diese Wort ausgebrochen: Non minuit, imò magnoperè vicit praesentia famam. Plat. 29. 1. Fig. Grund-Riß deß Palasts zu Caprarola. Pl. 30. Dies ursprünglich überliefert durch Pellegrino Egnatio Danti in seiner »Elogio del Vignola«. Welcher Quelle Sandrart diesen Ausspruch entnimmt bleibt in diesem Zusammenhang unklar.Julia Kleinbeck, 17.02.2012 Und urtheilte/ daß unmüglich etwas vollkommeners/ an diesem Orte/ könte erdacht werden. SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Diese Textpassage, die nun auf die entsprechenden Kupferstich-Illustrationen überleitet, wurde von Sandrart verfasst. Während auf den Kupferstichen nach Falda die Legenden fehlen, breitet Sandrart diese Informationen auf Textebene aus.Julia Kleinbeck, 17.02.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 761
Der Edle Leser wird aus dem Grund-Riß/ und darzu gehörender Auslegung/ aus den gemerckten Ziffern alles genau und zu recht erläutert befinden 2. Fig. dessen äuserliche Gestalt/ wie auch/ in der zweyten Platten/ des Palasts vordern Theil und Eingang/ auch anders/ wie schon gedacht/ vernehmen.

Plat. 31. 3. Fig. Desselben innerliche Gestalt. Die dritte Platte stellet uns vor die Zier des innerlichen Theils/ ob wäre der Bau durchschnitten/ und damit alles Innerliche klar vorgestellet werde/ als wollen wir darinnen die Zimmer/ den Hof/ Keller und Gänge durch spatziren/ und uns darinnen/ in reiffer Uberlegung bey uns selbst/ an denen so vielfältigen vernünfftigen Seltzamkeiten/ergetzen/ wie dann die dritte Ordnung dieses Palast-Baus in Profil mit A. bemerckt. Diese gantze Ebene oder letzste Ordnung ist nicht ungleich diesem Ort/

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Diese Textpassage, die nun auf die entsprechenden Kupferstich-Illustrationen überleitet, wurde von Sandrart verfasst. Während auf den Kupferstichen nach Falda die Legenden fehlen, breitet Sandrart diese Informationen auf Textebene aus.Julia Kleinbeck, 17.02.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 761