TA 1679, I (Architektur), S. 18
Palladio (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 31): Palladio, I quattro libri, Libro Quarto, Kap. V, Del compartimento di i tempii, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 9 ff.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 749
Fusses der Seulen/ (welche an denen Ecken stehen/ davon ausgenommen werden) in eilff und einen halben Theil; und einen Theil derselben nennet man Modul oder Maas/ mit welcher alle andere Theile abgetheilet werden: Dann/ wann die Seulen eines Schuhs/ oder Meduls(die Sporchi der Colonnen Base ausgelassen) dick gemacht werden/ so wirds deren Viere geben. Drey zu denen Intercolonnen/ oder Zwischen-Seulen in die Mitte/ und vier und einen halben Theil zu den andern zweyen Intercolonnen/ das ist 2. und ¼. für einen Theil. Wann die Fronta von 6. Seulen/ soll man es in 18. Theile eintheilen; So es aber von 8. soll es in 24.½ Theil/ und so es von 10. in 31. Theil getheilt/ und iedesmal von diesen Theilen ein Theil zur Dicke der Seulen/ 3. Theile zur Leere in der Mitten/ und 2¼. Theil zu iedweder andern Leere genommen werden. Die Höhe der Seulen aber mus man machen/ nach dem sie Jonisch/ oder Corinthischer Manier sind. Wie nun der Aspect an andern Arten der Tempel soll gemacht und eingerichtet werden/ als da sind: Picnostilos, Sistilos, Diastilos und Areastilos, solches haben wir oben bey denen Intercolennen/ oder Zwischen-Seulen bereits angeführet. Nach dem Eingange/ giebt es auch Vor-tempel/ und hernach erst die Zellen/ deren Weite wird in vier Theile getheilt/ und dieser achte machen die Länge des Tempels/ fünff dieser aber machen die Länge der Zellen/ worunter die Mauer begriffen/ wo die Thüren sind; die übrigen drey aber verbleiben zum Vor-Tempel/ der auf den Seiten/ zwey Seiten-Mauern hat/ bis an die Zellen-Mauer/ an deren Ende zwey grosse Pfeiler so dick/ als die Seulen des Eingangs gesetzt werden. Und weil es wol seyn kan/ daß zwischen den Flügeln ein geringer und grosser Raum sey: und die Breite grösser als 20. Schuh wäre/ so sollen zwischen diese Pfeiler zwey Seulen/ oder auch wol mehr nachdem/ es die Notdurft erfordern wird/ gerade denen Seulen des Eingangs gleich/ gesetzt werden; Welches dann dienet zu deme/ daß der Vor-tempel von dem Eingang unterschieden wird. Und diese drey oder mehr Leeren/ welche zwischen denen Pfeilern sind/ müssen mit Brettern verschlagen/ oder mit Marmornen Brustwehren versehen werden; iedoch also/ daß ein Gang offen bleibe/ wordurch man in den Vor-Tempel gehen könne: Solte aber die Breite über 40. Schuh sich erstrecken/ so mus man andere Seulen/ gleich gegen über/ inwendig dahin setzen/ daß sie zwischen die Pfeiler kommen/ und der äusern Seulen ihre Höhe haben; iedoch etwas subtiler und geschmeidiger: weil die freye Lufft denen äussern Seulen etwas abnehmen/ und sie kleiner machen kan. Die innern aber weil sie eingeschlossen/ wegen ihrer subtilitet nicht mögen erkannt/ sondern solcher Gestalt gleichförmig gehalten werden. Und ob schon gedachte Austheilung allerdings angehet bey denen Tempeln/ welche vier Seulen haben/ so kommt doch diese Proportion und Art an andern nicht heraus; dann es müssen die Mauren der Zellen mit den eussern Seulen gleich/ und in einer reihe stehen: dannenhero die Zellen dieser Tempel etwas grösser/ als vor gedachte/ seyn müssen. Die Alten
haben ihre Tempel also eingetheilt/ wie uns Vitruvius lehret/ und gewolt/ daß darzu gemacht würde/ damit/ bey bösen Zeiten/ die Leute der Sonnen/ Regen/ Hagel und Schnee entfliehen und an Solennen Tagen
»Ne i giorni solenni« (an den feierlichen Tagen); Palladio, I quattro libri, Libro Quarto, Kap. V, Del compartimento di i tempii, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 10.
daselbst so lang/ bis etwa die Stund zu opfern erscheinen würde/ sich aufhalten möchten. Wir aber lassen die Gänge rings um verbleiben und bauen unsere Tempel auf Art und weis/ welche denen Haupt-Kirchen oder Basilichen nicht ungleich; in welchen/ wie gedacht worden/ die Gänge inwendig herum gemacht wurden/ als wir solche ietziger Zeit bey den Tempel-Bau im Gebrauch haben: Und solches ist dahero entsprossen/ weil die jenigen/ welche Anfangs den Christlichen Glauben angenommen/ und von der Warheit erleuchtet worden/ gewohnet waren/ aus Furcht für denen Heyden sich in einigen Privat-Kirchen zu versamlen/ als ist diese Art her nach aus der Ursachen in deme zu sonderlicher Ehre an die Stelle des Tribunals/ ein Altar gesetzet und der Chor/ mit einer hüpschen Manier rings um den Altar gestellt/ das übrige aber vor das Volck frey gelassen worden/ für sehr beqvem und nützlich erkannt/ auch nachgehends nicht verändert worden. Dannenhero in der Austheilung der Flügel/ welche wir machen/ wol auf dasjenige zu mercken/ was wir bey Abhandlung der Haupt-Kirchen/ oder Basilichen erinnerlich angeführet. Es wird auch bey unsern Kirchen ein absonderlicher Ort erfordert/ welchen wir die Sacristey nennen/ und worinnen die Priesterliche Habite/ Geschirr/ Bücher/ und andere zum Gottesdienst gebräuchliche Sachen verwahret werden. Ingleichen die Geistliche sich zum Dienst bereit machen können; zu diesen werden Thürne gebauet/ in welchen Glocken hangen/ wormit das Volck zum Gottesdienst eingeladen wird; welches/ dann bey niemand anders im Gebrauch/ als unter den Christen. Nahe bey den Kirchen bauet man vor Geistlichen ihre Häuser; welche dann beqvem seyn sollen mit weiten Sälern und schönen Gärten; absonderlich aber sollen diejenigen Ort für die Nonnen/ sicher/ hoch und von allem tumult entfernet/ auch also/ daß sie nicht mögen gesehen werden/ beschaffen seyn. Und dieses sey also gnug gesagt von der Zierde des Aspects/ wie auch der Manier und Austheilung der Tempel. Nun wollen wir die Abrisse einiger alten Tempel hieher setzen/ in welchen diese Ordnung beobachtet worden. Nemlich die Zeichnung derjenigem Tempel in Rom; als welche die allerberühmtste in Italien seynPalladioInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 31):
Palladio, I quattro libri, Libro Quarto, Kap. V, Del compartimento di i tempii, überprüft anhand der Ausgabe 1570, vgl. Online-Ausgabe Universidad de Sevilla, S. 9 ff.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 749/ SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Dieser Abschnitt, der auf die graphische Ausgestaltung sowie die weitere Gliederung der Architekturkapitel der Teutschen Academie Bezug nimmt, wurde von Sandrart verfasst.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 751samt anderen vortreflichsten und weltberühmsten Gebäuen/ der alten Käyserlichen Paläste/ Renntplätze/ Triumph- und Siegbogen/ Ehren-Bilder und anderer Seulen. Amphitheatren oder Schauspiel-Häuser/ Wasser-gassen/ und Grabmahle: nach selbigen werden die allervortrefflichsten Kirchen-Gebäue auch Paläste/ in und ausser Rom/ samt der ruhmwürdigsten Fontainen Abbildung in Kupferstichen zu finden seyn. Und zu desto leichterer Erkänntnüs/ auch allen Umschweiff und Verdrus/ so denen Liebhabern darob entstehen möchte/ wann wir alle Abmessungen eines ieden Theils anführen wolten; haben wir solches alles in gerechter Maas und Zeichnung/ in der Kupfer-Platten Abdrucken wargenommen/
Dieser Abschnitt, der auf die graphische Ausgestaltung sowie die weitere Gliederung der Architekturkapitel der Teutschen Academie Bezug nimmt, wurde von Sandrart verfasst.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 751