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TA 1679, Widmung [II]

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Feld nach Dero Churfürstl. Hof Burg begleitet/ und alda wargenommen/ wie nicht allein die Zeughäuser und Rüstkammern mit allerhand Waffen-Gezeug/ sondern auch die Kunst Cabinete und Bücher-Zimmer mit nur-ersinnlichen Rariteten und Seltenheiten/ angefüllt waren/ auch dabey E. Churfürstl. Durchl. von solchen/ gleichwie sonst von Kriegs Sachen/ mit hochvernünftigem Urtheil reden hörte: Kame sie sofort auf den Schluß/ daß Deroselben der Ehren Name eines Teutschen Föbus oder Apollo bäßer anstehen würde. Und in diesen Gedanken wurde sie abermals gestärket/ als sie/ in der Cabinete einem/ an einer Statua von Föbus ersahe/ daß selbiger nicht allein Pfeile und Bogen/ einen Python damit zu fällen/ sondern auch die KunstLeyer am Arm hatte/ und sich zugleich erinnerte/ daß der Lorbeer-Kranz auf seinem Haupt/ Ihn nicht allein zum Kriegs-sondern auch zum Kunst-Helden gekrönet. Wie nun E. Churfürstl. Durchleucht. als ein rechter wahrer Apollo und hoher Vorsteher aller Virtuosen und Kunstliebenden/ mit diesen beyden Professionen der Militz und Kunstliebe umzuwechseln pflegen/ und es nun scheinet/ als wann Sie/ da nun/ die bisher von Ihren zugenötigten Feinden Feuer-beschmauchte und Blut-betriefte Germania den Freuden Port ihres langen Friedverlangens/ (der Himmel verfüge ein unfehlbares einlauffen und anlanden!) vor Augen sihet/ den sieghaften Bogen beyseit legen/ und hingegen zur KunstLeyer greiffen wollen/ und es eben sich also gefüget/ daß gegenwärtige meine Teutsche Academie jetzt hervor und an das Liecht getretten: als habe ich/ solche Dero Kunst-Ergetzung mit etwas Neues/ wiewol geringlich/ zu unterhalten/ mich erkühnet/ dieses Werk zu den Füßen E. Churfürstl. Durchleucht. zu legen/ weil ja/ solches zu thun und dergleichen Schrifften Deroselben/ als dem Großen Apollo und Besitzer des Teutschen Parnassus/ zu opffern/ die allgemeine Schuldigkeit erfordert. Es hat auch mein Buch einen solchen Schutz- Helden vonnöten/ da ja niemand etwas hervorbringen kan/ das nicht von tadelsüchtigen Richtern ein übles Urtheil dulten müste. Gleichwie nun der Weltbreite Ocean/ ob er schon meist nur große Ströme einschlucket/ gleichwol auch ein Bächlein nicht verschmähet/ das etwan in der Nähe entquollen/ und also seinen kurtzen Lauff bald endet: Gleichergestalt hoffe ich/ E. Churfürstl. Durchleucht. werden/ hierinn auch einem großen Monarchen von Persien nachahmend/ diese meine Hand voll Wassers/ die Deroselben ich/ in Ermangelung einer größern Gabe/ unterthänigst opfere/ nicht verschmähen/ sondern/ nach Dero Weltgepriesenen hohen humanitet/ zutheuren Gnaden auf- und annehmen/ neben meinem Herzinnig-tiefgeholtem Wunsche/ daß der Allerhöchste noch ferner/ wie bisher/ Dero höchstwol stabilitirte Regirung fest setzen/ auch Dero Sieghafte renomee mit tropheen erweitern wolle/ der ich auf Lebenslang mich obligire erfunden zu werden

E. Churfürstl. Durchleuchtigkeit

Unterthänigst-Gehorsamster
Joachim von Sandrart
auf Stockau.