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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 194

Linke Spalte
Grata Thalia tamen geminae con- versa sorori,
Implicat alterne brachia blanda soror.
Euphrosynen dextra stupeo, Aglai- amque sinistra
Miror, & implicitis brachia ne- xa modis.
Jupiter est genitor, peperit de se- mine coeli
Eunomia, & Veneris turba mi nistra fuit.
Inde alitur nudus placida sub ma- tre Cupido;
Inde voluptates, inde alimen- ta Dei.

Das ist:

Nackend sind die Huld-Göttinnen/ weiß wie glatter Marmelstein/
Die Columna hält sie auf in dem heilgen Zimmer-Reyhen.
All drey haben eine Mine/ wie dann soll bey Schwestern seyn.
Drey in einem Alter sind/ einerley Gestalt in dreyen.
Die Thalia/ die sich wendet zu dem hol- den Schwestern-Paar/
leget um die Achseln her beyden ihren Schnee der Hände.
Euphrosynen stellt die Rechte und die Linck' Aglaiam dar/
mehr als Wunder-würdig ist ihrer Hände Wickel-Wende.
Jupiter ist rechter Vatter/ Eunomia Mutter ist/
Venus und ihr Haus-Gesind haben zur Geburth gedienet.
Daher kommt es/ daß Cupido seine Mutter nackend grüst/
daher Freud- und Speisen-reich stets die Götter-Tafel grünet.

Es werden auch diese drey Gratien von Claudiano in folgenden Zeilen beschrieben:

Stant aliae juxta famulae, triplexque vicissim
Nexa sub ingenti requiescit Gratia quercu.
Als Mägde stehn alda die Holden Gratien/
bey einem Eichenbaum/ verknüpfet an- zusehn.
Rechte Spalte

Sind hier Pallas/ Juno/ Venus. Diß Orts sind unter den Gratien die drey Göttinnen Pallas/ Juno/ und Venus vorgestellet: welche die vornehmsten Stücke eines glückseeligen Lebens bedeuten/ nämlich Verstand/ Schönheit und Reichthum/ drey grosse Göttliche Gaben. Verstand/ Schönheit und Reichthum. Gleichermassen sind sie auch die drey höchste und Göttlichste Gaben/ und darum also zusammen gebunden/ weil sie voneinander nicht seyn/ und keine ohn die andere bestehen können. Die Weltweisen sagen: Daß das Gute und das Schöne einerley sey/ und der Weise allein den Reichthum besitze. Dahin zielet die Lehre Platonis/ und dieser Wunsch Socratis: Wunsch hiervon Socratis und Platonis. O Amice Pan, & alii omnes, qui locum hunc colitis, Dii! Date mihi, ut pulcher intus efficiar, & quaecunque extrinsecus habeo, intrinsecis sint amica. Divitem autem, Sapientem solùm existimem. Welches/ so viel sagen will: O Mein Freund Pan/ und Ihr andere Götter ingesamt/ so diesen Ort alhier bewohnen! verschaffet doch/ daß ich inwendig in meinem Gemüte schön werde/ und mein äusseres mit dem Innern sich wol begehe: Denn ein weiser Mann/ ist allein für reich und glückseelig zu achten. Diese Bilder sind von einem Agath nachgezeichnet/ deren Haupt-Zierde/ Helme/ und anders/ gnugsam zu erkennen geben/ daß obgedachte drey Göttinnen damit verstanden werden.

Drey Gratien im Ersten Theil. Es sind aber die drey Gratien oder Huld-Göttinnen von den Poeten also benennet worden:

Euphrosyne, tres sunt Charites, Aglaia, Thalia.

Welche nach einer vortrefflich antichen Statua/ aus Marmorstein/ von mir abgezeichnet worden/ und im Ersten Buch von der Scultura in Plat. Q. zu ersehen sind.

Bey den Romanern wurde eine Göttin 2. Rumilia/ Göttin der Kinder-Erziehung. Rumilia genannt/ welche die Obsicht hatte auf Erziehung der kleinen Kinder. Diesen Namen bekame sie von den Brüsten/ so die Alten Kuma genennet. Wann man ihr opferte/ so wurde/ wie Plutarchus in Romulo erzehlet/ Milch vergossen. In den Medaglien/ und zwar insonderheit auf der andern Seiten der Faustinae ihrer/ sihet man diese Göttin/ neben zweyen Kindern an der Brust/ mit der Göttin Juno Lucina/ gepreget stehen. Diese gegenwärtige aber ist/ nur mit einem Kind an ihren entblösten Brüsten/ zu ersehen/ welches ich aus einem antichen Carniol nachgebildet.

Die Horae oder Stunden/ sind/ wie die 3. Eine von den Horis. Poeten gedichtet/ zu Verwahrung der Himmelspforte verordnet/ welche zuweilen einen dicken Nebel dafür/ zuweilen auch schöne und heitere Lufft machen müssen. Dieses Bild ist aus einem alten Niccolo abgezeichnet/ und hiehero gesetzet worden: Homerus schreibt hiervon also: