TA 1679, Metamorphosis, S. 141
war/ allein das Leben behielt. Als dieser nun wieder nach Hause kommen war/ ließ er alles wiederum aufbauen/ und wurde/ nach dem Orte seiner Auferziehung/ der Gerenische Nestor/und/ von wegen seines Abwesens/ wordurch er beym Leben erhalten worden/ Hippota, welches so viel/ als ein Flüchtling ist/ genennt. Er ist mit denen Griechen/ da er/ wie Homerus/ in der ersten seiner Iliaden/ erzehlet/ dreyhundert Jahr alt war/ vor Troja gewest. Auch war er der Weisest und Verständigste unter allen Griechen/ und hatte vom Himmel eine solche vortrefliche Gabe/ daß die Wort und Reden/ von seiner vorsichtigen Zunge/ viel süsser/ als Honig troffen und heraus flossen/ also daß er denen Griechen vor Troja/ durch seinen guten Raht/ hochverständige und freundliche Vermahnungen/ grosse Beförderung that. Er ließ/ in dieser Belagerung/ seinen Sohn/ den Antilochus: und/ nach dem Untergange der Stadt Troja/ kam er (weil unter denen Griechen/ durch den Zorn Jupiters/ grosse Uneinigkeit entstunde/ indem Agamemnon allda annoch bleiben/ dargegen Menelaus von dannen gehen wolte) in der Gesellschaft des Diomedes nach Hause/ da hingegen die andern viel übele Reisen hatten. Zu Pylus kam eins zu ihme Telemachus/ der nach seinem Vatter fragte: von dannen er nach Sparta/ allwo Menelaus Hof hielte/ gebracht wurde. Hierauf erzehlet Plutarchus/ da er vom Geitz/ und von der Hab-Gier/ schreibet/ etwas merckwürdiges: Wie nemlich dieser alte weise Nestor sein Haus mit Betten/Decken/ Tapeten/ Tischen/ Kleidern/ Speise/ und gutem Wein reichlich versehen gehabt: welches Temachus Telemachus/ als ein junger unbedachtsamer Mensch/ wenig geachtet: als er aber/ an des Menelaus Hof/ kommen/ und daselbsten alles von Gold/ Silber und Elffenbein gläntzen sahe/ dünckte ihme selbiges sehr herzlich und rühmlich zu seyn/ also daß er diesen königlichen Pallast des Jupiters Wohnung gleich Lehrliche Anweisung auf den Nestor. achtete. Dieser Nestor wird uns allhier anders wenig lehren/ als daß man von Jugend an/ sich zur Weisheit halten/freundlich/ und gesprächig seyn/ und wol haushalten/ sich auch mit allerhand nützlich- und nohtwendigen Dingen/ ohne grossen Pracht und Prangen/ in unnöhtigen hochkostbaren Sachen von Gold und Silber/ vorsehen solle. Und dieweil unser Poet der Griechischen Helden gedencket: als wird/ meines Erachtens/ sichs allhier am besten fügen/ dieselbe zu benennen: damit man/ wer sie gewesen/ und die beyde Ajaces
Dieser Verweis besitzt mehrere Ziele:
Ajax <der Telamonier>
Ajax <der Lokrer>
/ und der gleichen mehr/ zu unterscheiden/ wisse. Wollen dannenhero/ von denen Häuptern/ als den zween vornehmsten Feldherzen selbiges Krieges/ den königlichen Brüdern/ Agamemnon und Menelaus/ den Anfang machen.
AGamemnon der ältste Bruder des Menelaus/ war ein Sohn des Atreus/ und der Erope. Allhier muß ich/ um der folgenden
Sachen willen/ vermelden/ was gestalt Atreus/ einen Bruder/ Namens Thyestes/ gehabt; diese zwey Brüder/ als tolle Köpffe und unvernünfftige Menschen/ lebten allezeit mit einander in Zwietracht und Uneinigkeit. Weil nun Thyestes nicht wuste/ was für Spott und Leid er dem Atreus/ seinem Bruder/ anthun solte: schwächte und schändete er ihm sein Weib/ also daß/ da sie lange zuvor den Agamemnon und Menelaus geboren hatte/ sie dem Thyestes zwey Kinder/ als den Tantalus und Plisthenes zur Welt brachte. Als nun Atreus dieses innen wurde/ und die rechte Warheit verstunde/ übte er noch grausamere Rache/ als das Leid war/ so ihm angethan worden. Dann er diese zwey Kinder kochen/ und solche seinem Bruder unwissend/ und unter dem Schein/ als ob er die Freundschafft erneuern und befestigen wolte/ zu essen vorsetzen/ zu Ende der Mahlzeit aber/ die rohen Häupter und Arme auftragen lieffe. Thyestes sich besorgend/ daß es ihme vielleicht auch gelten möchte/ nahm hierauf die Flucht/ und kam zum Könige Thesprotus/ und von dannen nach Sicyonien: allda er seine leibliche Tochter/ die Pelopia/ fande/ daß sie im Fluß ihre Kleider wusch/ welche sie/ da sie getantzt/ mit dem Blute des Opffers/ so sie der Minerva gethan/ besteckt hatte: die er dann/ weil die Nacht einbrach/ unversehens überfiel/ entehrte/ und mit einem Sohne schwängerte. Eben zur selben Zeit ereignete sich zu Mycenis eine sehr grosse Theurung/ dero Ursach und Schuld die Weissager der Missethat des Königs Atreus zuschrieben: dahero er/ solche zu versöhnen/ seinen Bruder den Thyestes wieder heim ruffen/ und ihme sein Vatterliches Erbtheil einhändigen muste. Weil nun Atreus ihn/ bey dem Könige Thesprotus zu finden vermeinte; reiste er dahin: als er seiner aber verfehlte/ und allda die Pelopia antraff/ und sie für des Königs Tochter hielte/ begehrte er sie zur Ehe/ welches er darum leichtlich erhielte; weil sie ihren schwangern Leib längst gerne also verborgen hatte/ kurtze Zeit/ nachdem sie bey ihme zu Hause gewest/ genaß sie eines jungen Sohns/ den sie in eine Wildnus vor die wilden Thiere legen ließ/ dieweil es kund wurde/ daß es ihr Vatter gewest/ der sie überwältigt hatte: dann sie das Schwerdt/ so sie ihm damals genommen/ hernach erkannte. Es kamen aber ohngefehr einige Hirten dahin/ fanden das Kind/ und liessen es/ durch eine Geiß/säugen/ weswegen es dann Egisthus genennet worden. Pelopia/ die Mutter/ gebrauchte sich zu entschuldigen/ und den Atreus zu befriedigen/ die allerbeste Reden/ so nur zu erdencken waren: Er aber ließ/ dessen alles ungeachtet/ das Kind suchen/ und nachdem es gefunden/ mit dem Agamemnon und Menelaus/ die bereits groß waren/ auferziehen. Als nun Atreus diese seine zweyen Söhne ausgesand/ den Thyestes/ ihren Vetter/ zu holen/ und diese nicht wusten/ was sie thun solten/ zogen sie nach Delphos/ das Oracul oder den Wahrsager-Gott/ zu fragen: allda sie ihn funden sich Rahts erholend/ wie er sich am füglichsten an dem Atreus rächen möchte. Von dannen sie ihn genommen/ und zu ihrem Vatter gebracht/ der ihn dann lange Zeit gefangen hielte/ endlich aber seinen vermeinten