TA 1679, Metamorphosis, S. 138
wäre nur eines ein Eberlein/ welches schwartz von Farbe seyn würde; und des folgenden Tages um acht Uhr werde sie werffen/ drey Fercklein würden schwartz seyn/ und einen weissen Strich über die Schuldern haben/ zwey solten an den Rüsseln/ bis zu den Augen/ und die andern/ an den hindern lincken hammen/ weis seyn. Welches alles/ des andern Von des Weissagers Calchas Tode. Tages/ also befunden wurde: daher Calchas/ für Bekümmernus/ den Geist aufgegeben/ und dis soll das Ende dieses Calchas seyn. Hierbey sollen wir iedoch gewarnet seyn/ auf diese eitele Dinge/ und Unglaubens-Wercke/ als Wahrsagen/ Hand-beschauen/ oder Gesichts- und anderer Zeichen Betrachtungen nicht zu trauen/ noch uns darmit zu Daß man auf Zeichen-Deutung/ oder Warsagen nicht achten solle. verwirren: zu malen/ in keinem/ einiger Warheits-Grund/ wol aber viel Unglaube und Abgötterey zu finden; es mögen auch was vor Worte/ Sieb/ Becken/ Thier/ Gebein/ oder andere Dinge/ hierzu gebraucht werden. In keinem steckt eine Krafft/ also daß es nichts/ dann sündliche Eitelkeit ist/ daß man einige Hoffnung oder Vertrauen drauf setzt; dann es/ von der abscheulichen Zauberey/ wenig zu Greulicher Vorlauf der heydnischen Abgötterey. unterscheiden. Wie dann auch die Menschen/ so hieran glauben/ unmöglich ein ruhigs Hertz und Gemüht haben können. Ferner ist an dem Opffer Von der Iphigenia. der Jungfrauen Iphigenia zu sehen/ wie weit diese rasende Wuht des abgöttischen Wesens den Menschen/ von dem wahren Schöpffer/ und aller menschlicher Vernunfft/ verleiten und abführen können. Gestaltsam sie dermassen in ihrem Verstande/ verdüstert worden/ daß sie gemeinet/ Gotte zu gefallen/ mit Brechung seiner ernstlichen Gebotte/ mit solchen greulichen und jämmerlichen Blutstürtzungen/ und Ermordungen ihrer eignen Kinder. Daß diese Jungfrau/ die unschuldige Iphigenia/ des Königs Agamemnons Tochter/ auf Einrahten des Calchas/ zum Opffer/ die Diana zu versöhnen/ getödet worden/ achte ich wol wircklich also geschehen zu seyn: ob gleich einige Griechische Schreiber sich hefftig bemühet haben/ diese greuliche und grausame That zu verdecken. Der eine sagt/ die Diana habe sie/ ehe sie geschlachtet werden sollen/ in einen Beeren verwandelt; Andere setzen dafür/ in eine junge Kuhe; wiederum andere/ unter denen auch unser Poet/ in eine Hinde; noch andere/ in ein alt zahn-loses Weib/ und daß sie unbekandt bis in Scythien/ in der Diana Tempel/ geflohen/ und daselbst/ an allen Griechen/ die sie bekommen können/ Rache geübt/ auch sie zu einem solchem Tode verdammt habe/ wie man ihr zu thun beschlossen hätte/ ehe sie entflohen wäre. Hesiodus/ im Buch von berühmten Weibern/ sagt/ daß sie von Diana in die Hecate verwandelt worden sey. Allein es ist vergeblich so viel Decken hierüber zu machen; weil doch offenbar/ und am Tage ist/ daß (inmassen bey vielen Schreibern zu lesen) kaum einiger Ort oder Winckel der Welt frey und unbefleckt gewest ist/ von diesem greulichen menschen-mörderischen Opffern; wie dann auch noch unlängsten in den neu-entdeckten Landen/ insonderheit zu Mexico/ befunden worden; worvon Acosta/ in seinem fünfften Buche/ so erschrecklich zu lesen ist/ weitläuftig erzehlet Gemeint ist das fünfte Buch von José de Acostas erstmals 1590 erschienener Historia moral, das sich mit dem Götzendienst der Ureinwohner Mexikos befasst.: daß es Wunder/ wie das arme menschliche Geschlecht in solche jämmerliche Irrthümer
gerahten/ oder so erschrecklich verführt werden können/ und zwar von so wenig Calchantischen/ oder falschen Lehrern/ die um des Bauchs/ und eines zeitchen elenden Gewinsts willen/ und damit sie lecker leben möchten/ oder weil sie selbst also vorhin verleitet/ und der Sinnen beraubt waren/ das arme unwissende Volck dergestalt bezaubert und geblendet haben/ daß sie in solchem Zwange und Furcht/ als ihre arme Sclaven und Leibeigne/ leben müssen. Ach wie schädlich ist die falsche Lehre und Beredung derer/ die gerne gefürchtet und geehrt sind unter dem Volcke! und wie willig und bereit ist gemeinlich das weiche Hirn des gemeinen unwissenden Volcks/ allerley falsche Gestalten und Bildungen unreiner Lehre hinein zu drucken. Sehr artlich beschreibet unser Poet das Wesen/ die Gestalt/ und Wohnung des fliegenden Gerüchts: auf welches wir ein wenig mercken müssen.
Von der Fama/ oder
dem gemeinen Gerücht.
NIrgends hab ich finden können/ daß die Fama einige besondre Eltern gehabt/ oder in einer sonderbaren Stadt geboren sey/ sondern daß sie täglich neue Eltern/ Säugammen und Geburtsstädten habe/ und wol hundertmal/ auf einem Tage/ geboren werde. So weis ich auch niemanden/ der ihr näher befreundet/ oder verwandt wäre/ als die Stimm und Sprache/ dero Tochter man sie nennen möchte. Einige schreiben/ die Fama entstehe und wachse gantz niedrig/ aus einem Die neue Mähr wächset aus einem kleinem Gerücht/ oder Anfange. kleinem Gerüchte/ wachse auch so gern und starck/ daß sie/ mit ihrem ausgestreckten Leibe/ Städte und Länder erfülle. Ich erinnere mich/ daß man/ zu Gent in Flandern/ die Lügen einen Sprichwort zu Gent in Flandern. Beeren genennt; und wann man vermuhtete/ daß einer eine Lügen/ oder falsche Mähr vorgebracht hatte/ ins gemein gesagt wurde: Er hat uns einen Beeren ausgeschütt: Also/ daß dieses/ wie ich seithero weiter nachgedacht/ seinen Ursprung nehmen muß/ aus dem Schreiben des Plinius/ in seinem zehnten Buche/ in 63. Capitel/ wie auch/ aus dem funffzehenden Buche unsers Poeten/ darinnen man findet/ daß eine Beerin ihre Jungen alle/ noch unvollkömlich gebildet/ zur Welt bringe/ iedoch ihnen hernach/ mit der Zeit/ durch lecken/ die vollkommene Wiewol die spätere Erfahrung/ dieses falsch befunden hat. Die neue Lügen einem ietzt geworfnem Beers verglichen. Gestalt gebe: Dann/ auf eben dergleichen Weise/ geschiehet auch viel/ mit einer neuen Mähre/ oder Lügen/ zumalen sie öffters sehr ungestalt und monstrosisch hervorgebracht werden. Allein so bald einige sie hören/ thun sie auch die Zunge hinzu/ und lecken sie so lange/ bis sie/ von einem zum andern gehend/ anfänget etwas zu gleichen/ und ihr ie länger ie mehr Glauben gegeben wird: Dann einer ihr dieses/ der andere ein anders Glied anfüget. Homerus nennet die Mähre eine Böttin des Jupiters.
Die alte Heyden haben auch eine Göttin aus ihr gemacht/ mit einen dünnen/ aufgeschürtzten Kleide angethan/ so wol ihren desto leichtern Lauff/ als