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TA 1679, Metamorphosis, S. 77

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wurden sie nirgend eines einigen gewar/ oder daß das Wasser gewachsen seyn möchte/ oder dergleichen anders Kennzeichen/ konten auch anders nichts erblicken/ dann Frösche/ auch nichts hören/ als derselben unangenehmen Gesang. Und hieraus ist dieses Gedicht genommen/ von der Latona Durst/ und der Frösch-Verwandlung der unfreundlichen Bauren. Hiermit werden getroffen die unverständige/ misgünstige/ geitzige Menschen/ welche so unbeweglich/ grob und bäurisch/ daß sie denen nohtdürfftigen/ armen oder reisenden Menschen/ auch die geringste Freundschafft von der Welt/ als die Vergünstigung eines Trunck Wassers/ zu versagen pflegen/ und ob sie wüsten/ daß sie endlich/ in ihrem Uberfluß/ ersauffen/ und zu grunde gehen müsten.

Von dem Marsyas.

MArsyas war der Sohn Hyagnis/ so der erste/ welcher andern die Gesetze/ Maß und Harmoni wolgestimmter Music/ welche den Göttern zu Ehren/ und von denen Griechen/ sonderlich an hohen Festen/ gehalten ward/ beygebracht. Marsyas war geboren zu Celena/ einer Stadt in Phrygia; und hatte grosse Gemeinschafft mit der Cybele: Weil er viel gereist/ kam er auch nach Nysa/ den Bachus zu besuchen/ welcher damaliger Zeit/ allda die Herrschafft hatte. Daselbsten fand er den Apollo: Der in grossen Ehren und Ansehen war/ dieweiln er viel schöne Dinge erfunden hatte/ insonderheit die Harffe/ und die Kunst annehmlich darauf zu spielen. Minerva hatte die erste Pfeiffe erfunden/ und aus einem Hirschbeine gemacht/ worauf sie über einer Mahlzeit der Götter spielte: Allein die Juno und Venus spotteten ihrer/ und sagten/ daß/ gleichwie sie vorhin Katzengraue Augen hätte/ sie nunmehro mit diesem Aufblasen der Wangen/ sich denen Katzen allerdings gleich machte. Hierauf gieng Minerva von Stund an/ und beschauete sich in einem klarem Bronnen/ um zu sehen/ ob es wahr/ daß sie im Blasen im Gesichte sich dermassen häßlig verstellte/ und so ungestalt aussähe/ als man sie ausgeruffen hätte. Und weil sie erkannte/ daß es die Warheit/ warff sie vor Zorn die Pfeiffe von sich/ und sagte:

Du schändlichs Instrument/ hinweg! und troll dich bald!
Weil du mir Muht und Sinn beraubst/ samt der Gestalt.

Auch verfluchte sie diejenige/ mit einem abscheulichbösem Wunsche/ und daß sie eines elenden Todes sterben solten/ die solche Pfeiffe aufheben würden/ und darauf spielen wolten. Welcher Fluch auf den Marsyas/ den einige für einen Sohn des Oeagers/ und für einen Hirten und Satyrum halten/ gefallen: Als der diese Flöhte aufgehoben/ und darauf dergestalt spielen lernen/ daß er der beste Meister unter allen wurde/ auch endlich erfunde und aufbrachte die Dorische/ oder Phrygeische Art der Music/ und die Pfeiffe mit zweyen Röhren: Das elendste aber war/ daß ihme der

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Minerva Fluch/ zu theil wurde/ und die Haut kostete. Als nun Marsyas/ mit seiner Flöhte/ beym Apollo war/ nachdem er sich wol darauf geübt hatte/ forderte er den Apollo aus/ mit ihm in einem WettSpiele zu versuchen/ welcher in der Music am besten bestehen würde. Da dann ihr Vergleich dieser war/ daß der Uberwundene in des Obsiegers Macht und Willen seyn solte. Hierzu waren/ in der Stadt Nysa/ Einige zu Richtern und Schiedsleuten erkoren. Marsias bließ erstlich auf seiner Pfeiffen dermassen lieblich/ daß sich alle Umstehende höchlich drüber verwunderten/ und iedweder vermeinte/ daß er seinen Gegenwetter albereits überwunden hätte. Und in dem ein iedweder/ unter den Richtern/ von dessen grossen Kunst/ gnug zu sagen hatte; begonte auch Apollo sehr lieblich zu spielen/ und darein zu singen: welches eine solche Vergnügsamkeit allen Zuhörern gab/ daß er für den Obsieger erklärt und ausgesprochen wurde. Marsyas bewieß den Richtern/ daß der Obsieg seinen Gegen-Wetter unbillig zugesprochen worden/ dieweil sie gewettet hätten/ welcher am lieblichst und künstligsten auf der Pfeiffe spielen/ nicht aber/ wer den andern/ mit der Stimme im Singen/ übertreffen würde: und daß es nicht recht wäre/ daß Apollo zweyerley Künste/ wider eine einige/ im Wettspiel/ gebraucht. Worauf Apollo antwortete/ daß er nicht anders/ dann nach Gerecht- und Billigkeit gehandelt; weil Marsias/ mit seinen Pfeiffen sein müglichstes versucht hätte: dann dafern man die Kunst vergleichen würde/ so müste das Gesetz ordnen/ daß sie beyde/ und nicht einer allein/ sich mit dem Mund behelffen/ oder ein iedweder allein/ mit den Fingern seine Erfahrenheit/ in der Kunst auf der Harffe beweisen solte. Dieser Spiel-Streit geschahe/ bey obbedeuter Stadt Celena/ in Phrygien/ die nachmals Apamona/ oder wie Ptolomeus will/ Apamia genannt wurde/ unweit des Meers/ oder der See/ allda vortreffliche gute Rieten/ oder Röhren wachsen/ wie beym Strabo/ in seinem zwölften Buche/ zu lesen. Als er nun geschunden worden/ sollen aus seinem Blute der Satyren hervor gewachsen und entsprungen seyn. Jedoch sagt man auch/ die Satyren/ Faunen/ Nympffen/ Feldgötter/ Schäffer und Hirten hätten des Marsyas Tod der gestalt beweint/ hernach diese Thränen sich versammlet/ und in die Erde gesuncken/ auch wiederum/ mit einer solchen Menge Wasser/ heraus geflossen/ daß es gnug gewest wäre/ einen gantzen Strom daraus zu machen: Und dieser Fluß wurde genannt Marsyas. Da mich dann düncket/ daß es der Fluß sey/ welchen man nunmehro Pallazzia heisset/ und vor Zeiten Meander (so fast meinem Namen gleichet) genennet wurde/ welcher also der Feld-Götter Thränen theilhafftig worden/ und darvon an gewachsen ist. Daher es vielleicht kommen mag/ (spricht der Author in Schertz) daß ich dem Land- und Feld-Leben so günstig bin. Apollo soll/ wie einige sagen/ nach diesem schinden grosse Reue empfunden haben/ daß er sich vom Zorne dermassen verleiten lassen zu solcher unmenschlichen Grausamkeit/ also daß er die Saiten von seiner Harffe gerissen/ die Harffe selbsten/ zusamt der Pfeiffen/ in des Bachus Höhle aufgehenckt. Die Musä diese Harffe findende/ haben