Bannenträger der Eidgenössischen Stände
Orts-Bezüge
Basis-Daten
Datierung
um 1580 (?)
Material/Technik
Glasgemälde
Erwähnungen in der Teutschen Academie
»… unter andern die in dem Zürcher Schützen-Haus befindliche Stucke gewiße Zengnus geben/ indem er die Pannier-Herren löblicher Eydgenoßenschaft an die Stuben-Fenster gemahlt. So hat er nicht allein diese Stadt Zürch sehr groß in Grund gelegt/ sondern auch gar vernünftig…«
TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 253
Kommentare
Die zwanzig, ehemals in den schmalen Fenstern des Schützenhauses am Platz befindlichen, Scheiben mit Bannerträgern schreibt Sandrart als Erster Jos Murer zu. Die zwischen 1572 und 1575 entstandenen Scheiben zeigen jeweils einen Bannenträger der Vororte Zürich, Bern und Luzern, der drei Urkantone, der Stände sowie der befreundeten Städte wie Bremgarten und Frauenfeld und zugewandten Orte, etwa Mühlhausen, Wallis und St. Gallen. Als Auftraggeber fungierten die Zürcher Schützen, Stifter waren hingegen die Orte selbst. Ihr Repräsentanten sind in Harnisch mit Helm und Straußenfederzier und mit dem Standesbanner in voller Figur dargestellt. Gerahmt werden sie von einer Triumphbogenöffnung sowie Szenen mit historischen Ereignissen, die auf ihre Aufnahme in den Bund hinweisen, Städteansichten, biblische Themen und anderes. Die vermutlich von druckgraphischen Folgen von Virgil Solis bzw. in der Art des Augustin Hirschvogel angeregten Darstellungen Murers lassen sich mit anderen uomini illustri-Folgen, etwa den Neun Helden oder den zwölf römischen Kaisern vergleichen. Sie vermitteln das Selbstbewusstsein der Stände, Kantone und Städte und zugleich die Eintracht des eidgenössischen Bundes.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurden 18 Scheiben im Rittersaal des gotischen Hauses in Wörlitz eingebaut, eine Scheibe befindet sich in der Kantonalen Kunstsammlung Uri in Altdorf, eine weitere im Stadtmuseum in Rottweil. (Vgl. Ruoss/Giesicke 2012, Bd. I, S. 91-110 und im Einzelnen Bd. II, S. 406-445. Mit freundlichem Hinweis von Michael Burger.)
Die Darstellung des Zürcher Bannenträgers ist zudem im Inventar des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft nachgewiesen.