Die Entführung der Helena

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Basis-Daten

Datierung

1630–31 (nach Pepper 1984); 1627–28 (nach Bonfait 1994)

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Format/Maße

253 x 265 cm

Heutiger Aufbewahrungsort

Paris, Musée du Louvre, Inv.-Nr. 539

Erwähnungen in der Teutschen Academie

»1 des Guido Bolognese, wie Paris die schöne Helenam entführet
TA 1675, Lebenslauf, S. 9

»Erstlich mahlte Guido Renn da Bologna, den Paris, in Gestalt eines Soldaten/ mit Casquet/ Harnisch und Panzer bedecket/ der die schöne Helenam, aus ihrem Palast/ zu seinem Reise-Schiff/ mit höflichem Unterhalt und Gespräche/ an das Meer-Ufer begleitete. Ihr folgte/ ein vielfältiggekleidtes Frauenzimmer/ mit Kleinodien/ Schatz und Juwel-Trühlein/ auch etliche Knechte/ die einen gefässelten Mohren führten. Es ware alles so wol und fürtrefflich ordinirt und gezeichnet/ daß Natur/ Kunst und Gratia in die…«
TA 1675, Lebenslauf, S. 9

Kommentare

Laut Sandrarts Schilderung in seinem »Lebenslauf« war das Gemälde Guido Reni Teil eines zwölf Gemälde umfassenden Auftrages des spanischen Königs Felipe. Diese Auftraggeberschaft wurde erstmals von Jane Costello kritisch hinterfragt (vgl. Costello 1950). In der viel diskutierte Textstelle weist Sandrart außerdem daraufhin, dass die in Auftrag gegebenen Werke »am Feiertag unserer lieben Frau« in Rom präsentiert wurden. Während Costello die Ausstellung grundsätzlich für möglich hält, herrschen Zweifel darüber, ob diese im Jahr 1631 oder am 1. Juni des Folgejahres statt fand (vgl. Pepper 1998) oder erst 1635 (vgl. Colantuono 1997, S. 43). Ebenso ist fraglich, ob die Ausstellung überhaupt je statt fand (vgl. Ebert-Schifferer 1994, S. 101) oder nicht vielmehr als eine literarische Fiktion zu verstehen ist, die Sandrarts künstlerisches Vermögen betonen sollte (vgl. Meier 2004, S. 218).
Die Entstehungsgeschichte Renis Gemälde ist quellenkundlich gut belegt (vgl. Dirani 1982/Pepper 1998). Aus einem Brief Kardinal Bernardino Spadas geht hervor, dass Reni den »Raub der Helena« am 2. Juli 1632 in Bologna fertiggestellt hatte. Die Verhandlungen Spadas – er fungierte als Vermittler zwischen den spanischen Agenten und Reni – kamen jedoch nicht zum Abschluß, so dass Spada das Gemälde Maria de‘ Medici zum Kauf anbot. Bezahlt wurden sie vom Lyoner Bankier Barthélemy Lumague. Aufgrund der Verbannung der Königin gelangten die Gemälde allerdings zunächst nicht nach Frankreich. Erst nach 1641 erwarb Louis Phélipeaux de la Vrillière das Gemälde für seine Galerie (vgl. Meier 2004, S. 218).
Die Bildbeschreibung Sandrarts weist einige Unstimmigkeiten auf: Weder findet der Raub der Helena und »höflichem Unterhalt und Gespräche« statt, noch führen die Knechte einen »gefässelten Mohren« (vgl. auch Meier 2004, S. 235, Anm. 120).
Julia Kleinbeck, 08.06.2009