Kommentar
Innerhalb kürzester Zeit entstanden zu Ende des 16. Jahrhunderts vier Folgen mit Darstellungen von Einsiedlern in der Landschaft, die von der Familie Sadeler gestochen wurden. Der Zeichner sämtlicher Vorlagen war Marteen de Vos. 1585/86 erschien zunächst die Folge »Solitudo sive Vitae Patrum Eremicolarum […]«. 1594 erschien in München die Serie »Sylvae Sacrae […]«, die Wilhelm V. gewidmet war und auch Darstellungen neuzeitlicher Eremiten enthielt, welche allesamt in »flämische Weltlandschaften« (Kat. München 2005–06, S. 370) eingebettet wurden. Nach Jan Sadelers Entlassung aus dem Amt des Hofkupferstechers und der Übersiedelung nach Venedig entstand dort 1595 die Eremiten-Folge »Trophaeum Vitae Solitarae […]«. Im Jahr 1600 folgte dann zuletzt das »Oraculum anachoreticum […]«.
Kurz nach 1600 gab es den Versuch Raphael Sadeler von Venedig nach München zurück zu holen, da Maximilian plante den Bayerischen Heiligen ein Monument zu errichten. Dieses dreibändige Anschlussprojekt der »Bavaria Sancta« des Jesuitenpaters Matthäus Rader (1561–1634) wurde von Raphael Sadeler und seinem Sohn Raphael Sadeler d.J. realisiert. Vermutlich auf Vermitttlung von Peter Candid (er selbst schuf zwei Vorlagen für den ersten Band) erstellte der Augsburger Matthias Kager die Stichvorlagen. Die Bände erschienen 1615, 1624 und 1627 in München.
Sandrarts Formulierung lässt sowohl an die Eremiten-Folgen denken, als auch an das Anschlussprojekt der »Bavaria Sancta«. Durch die Einsiedlerfolgen jedenfalls nach den Entwürfen von Marteen de Vos gelangte die Familie Sadeler zu großem Ruhm, an dem auch Peter Candid Teil hatte, da ihn bereits Sandrart fälschlicherweise für den Inventor der Serie hielt; (vgl. Volk-Knüttel 2010, S. 66)
Kommentar von Julia Kleinbeck — 04.04.2011
Dieser Kommentar bezieht sich auf:
- Kunstwerk: »Bayrische Eremiten«