TA 1679, II (Skulptur), S. 71
Potentaten/ Chur-Fürsten
und Herren.
NAchdem die Rahtsherrn/ zu Rom/ den wiewol sehrbetagten/ jedoch hochverständigen alten Burgermeister Tacitum, mit völliger Stimme/ und wolbedachtem Schluß zum Kaiser/ gantz unversehens/ wider seinen Willen/ einhellig erwehlet hatten; gaben sie demselbigen/ so sehr er sich auch der so hohen Würde wegerte/ unter viel andern Glückwünschen/ und gewönlichem Zuruffen/ die fürnehmste Ursach solch ihrer wolgemeinten Wahl/ nachdencklich zu verstehen/ mit diesen oft wiederholten Worten: Quis melius, quàm literatus, imperat? das ist/ Wer solte billiger Kaiser seyn/ und besser herrschen/ als ein Gelehrter? Wie sehr Er sich nun mit seinem hohen Alter entschuldigte/ wie mehr die Rahtsherren auf seinen hohen Verstand/ Kunst und Geschicklichkeit trungen. Dergleichen Kaiser/ Könige/ Fürsten und Herren hat sonderlich unser liebwerthes Teutschland/ noch auf den heutigen Tag/ in nicht geringer Anzahl; denen GOtt das Scepter billich darum in die Hand gegeben/ und Sie über uns alle herrschen heissen/ die weil sie meistentheils Kunstgeübte/ und in allen Wissenschafften Wolerfahrne Herren sind: Wie Dero Welt- berühmte Cabinet/ und Kunstkammern überflüssig
hiervon reden können; wann gleich wir all Dero niemals genugsam gepriesene Vortrefflichkeiten/ aus Furcht unserer zaghaften Unvermöglichkeit/ verschweigen wolten.
Es ist anzunehmen, dass dieses Epigramm von Sigmund von Birken besorgt wurde, der sich maßgeblich als editorischer Korrektor für die Teutsche Academie verantwortlich zeigt; vgl. Laufhütte 2011, S. 22.Dis ist der Cronen Glantz/ und hoher¶ Häubter Zierde/
daß Kunst und Wissenschaft/ empfahen¶ ihre Würde
von dero Gnad’ und Gunst: So kürzen¶ sie die Zeit/
und komt zugleich ihr Nam’ ins Buch¶ der Ewigkeit.
Ihr Lob wächst/ mit der Kunst/ die Sie/¶ und uns/ erquicket;
indem ihr Antlitz uns/ in Gnaden/ oft an-¶ blicket:
So blüht das Blumen-Feld/ wann ihm¶ die Sonne scheint;
so wächst Geschicklichkeit/ wann mans¶ gut mit ihr meint.
Wer wolte doch den Ruhm nicht billich¶ Denen gönnen/
Die so viel bey der Kunst/ durch ihre¶ Gunst/ thun können?
Dadurch verbessert sich/ der Künstler¶ Müh’ und Fleis/
Dadurch vermehrt sich auch so grosser¶ Herren Preis!BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Es ist anzunehmen, dass dieses Epigramm von Sigmund von Birken besorgt wurde, der sich maßgeblich als editorischer Korrektor für die Teutsche Academie verantwortlich zeigt; vgl. Laufhütte 2011, S. 22.
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Ausführungen zum Asbestgewebe ist ein selbständiger Bericht Sandrarts (vgl. Sponsel 1896, S. 34); vgl. auch Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 419, Anm. 1360.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 964UNter den vielfältigen verwunderlichen Seltsamheiten des grossen Schatzes der Ein linnen Serviet, das im Feuer glimet aber unversehrt bleibt. Kaiserlichen Schatzkammer zu Wien/ findet sich ein Stuck weiße Leinwat von Stein gemacht/ so hart und beständig/ daß/ wann sie im Feuer zwey in drey Stunden lang gelegen/ und völlig glüend worden/ sie dannoch ihr Wesen/ wie zuvor behält/ und nicht das wenigste davon verbrennet oder verzehret/ sondern dadurch nur gereinigt und weisser wird. Es lässt sich auch biegen und zusammen legen/ wie andre Leinwat. Dieses
ungemeine Serviet ward Ihro Kaiserl. Majestät Ferdinando dem Dritten/ von dem damaligen Kriegs Commissario Herrn Beuerellii gezeigt/ der dabey berichtet/ daß diese Stein-Leinwat eben dergleichen sey/ wie diejenige gewesen/ worein die alten Römer die Asche ihrer Abgestorbenen/ zusamt Ward vor alters/ zu Verdrennung Verbrennung der todten Cörper gebrauchet. dem verblichenen Cörper eingebunden/ und also auf das Feuer gelegt/ und so lang brennen lassen/ bis er zu Aschen worden. Alsdann wurde die Asche vom Cörper/ die man in der Leinwat rein und unvermischt fande/ herausgenommen/ in die darzu aus weissem Marmor gemachten Urnas eingeschlossen/ und nachmals in dem zur Sepultur
Die Ausführungen zum Asbestgewebe ist ein selbständiger Bericht Sandrarts (vgl. Sponsel 1896, S. 34); vgl. auch Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 419, Anm. 1360.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 964