TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 91
Sandrart/Danti (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Sandrart folgt hier weitestgehend Danti und seiner »Suppositione Nona« (Vignola, Le due regole, überprüft anhand der Ausgabe 1611, vgl. Online-Ausgabe GRS, S. 15); vgl. Heck 2006, S. 275.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 177
die zwey dritte theile derselben/ als nemlich E G und G F.Sandrart/DantiInformat. zur Quellenmarkierung
Sandrart folgt hier weitestgehend Danti und seiner »Suppositione Nona« (Vignola, Le due regole, überprüft anhand der Ausgabe 1611, vgl. Online-Ausgabe GRS, S. 15); vgl. Heck 2006, S. 275.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 177
Regula Optica, von den Winkeln der Gesicht-stralen. Zum andern ist wol zu merken diese Fundamental-Regel oder axioma opticum, wie es die/ so sich in der Sehe- Kunst üben/ zu nennen pflegen: was unter einem großen Winkel gesehen
wird/ das komt dem Gesicht größer für; was aber unter einem kleinern oder ängern Winkel gesehen wird/ das erscheinet kleiner; und was unter gleichem Winkel gesehen wird/ das erscheinet gleich den andern Dingen/ welche unter gleichem Winkel gesehen werden.
Dahero/ wiewol/ nach ausweiß dieser 3 Figur/ die drey Linien als CB, DE, FG, gleich sind/ jedoch weil der Winkel D A E änger oder schärffer ist/ als der Winkel CAB, so erscheint die Linie DE kürzer/ als die Linie C B. Eben diese Beschaffenheit hat es auch mit der Linie FG, welche/ ob sie schon mit den andern gleicher Länge ist/ jedoch/ weil der Winkel der Gesicht-Stralen F A G schärfer ist/ als die andere beyde Winkel/ so erscheint sie kürzer/ nicht allein als die Linie CB, sondern auch als die Linie DE. Hieraus erscheinet klar die Ursach/ warum ein
sichtbares Ding oder Gegenwurf je kleiner erscheine/ je weiter es von uns ist/ nämlich weil/ je weiter der Gegenwurf von dem Gesicht ist/ je änger und schärfer wird der Winkel der Gesicht-Stralen/ welche den Gegenwurf begreiffen. Eben dieses ist auch die Ursach/ daß die jenige objecten/ welche nicht gerad gegen dem Gesicht über/ sondern auf der Seite sind/ sich je mehr und mehr verlieren: weil nämlich der Winkel der Gesicht-Stralen/ welche solchen Gegenwurf begreiffen/ immer schärffer wird/ wie in der folgenden 4 Figur klar zu sehen ist:
in welcher/ weil die Winkel B A C und D A E schärfer sind/ als der Winkel C A E, als erscheinen auch die Latera oder Seiten des Quadrats B C und D E kürzer/ als die andere Seiten/ wiewol sie alle an sich selber gleich sind.
Sandrart/DantiInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Heck 2006, S. 276):
Vignola, Le due regole, Definitione Settima, überprüft anhand der Ausgabe 1611, vgl. Online-Ausgabe GRS, S. 4.Practica der Perspectiv. Wann man nun einen jeden sichtbaren Gegenwurf/ auf einer Fläche oder Tafel/ also delineiren und entwerfen will/ wie er dem Gesicht in gewißer Distanz fürkommet/ so setzet man erstlich die Fundamental- Die Haupt und parallel-Linie. oder Grund-Linie. Neben dieser ziehet man eine andere parallel-Linie/ das ist/ die grad mit der andern in gleicher Distanz und Weite fürlaufet/ also daß/ wann sie ohn Ende fortlaufen solten/ sie niemals würden zusammen kommen. Der Horizontal-Punct. Sie wird die Horizontal-Linie/ auf Latein Terminator genennet/ durch welche unterschieden und
durchschnitten wird/ was ober- und unterhalb des Auges ins gesicht kommet/ oder wo man untersich oder auf- oder gerad ansihet.
In diese Linie setzet man erstlich den principal-Punct/ gerad gegen dem Auge des ansehenden/ er sey nun inn- oder auserhalb der Fläche/ auf welchen man einen sichtbaren Gegenwurf entwerfen will/ und wird gemeinlich genennet punctum concursûs, auch bey den Alten heist er punctum fixûs, oder Horizont, weil alle andere Linien des Fundaments und des Gegenwurfs in Der Distanz-Punct diesen Punct zusammen laufen; zum andern setzet man auf eben derselbigen Linie den Punct der Distanz oder Weite/ von welcher man den Gegenwurf solle ansehen/ und wird/ gewißer und hurtiger Operation halben/ gar recht und wol auf beyden