Labadie, Jean de

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Gründer der separatistischen Glaubensgemeinschaft der Labadisten, geb. 1610 bei Bordeaux, gest. 1674 in Altona.
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Kategorie(n)

Gelehrte und Schriftsteller

Konfession(en)

Protestanisch
Zuerst katholischer Priester, Konvertierung zum reformierten Glauben, Gründung einer eigenen Sekte der "Labadisten".

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Personennamendatei (PND): 118938096
Virtual Internet Authority File (VIAF): 66600027
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Vorkommen im Text

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Jean de Labadie gründete die Sekte der Labadisten und strebte damit die Errichtung einer Gemeinschaft nach Vorbild der ersten Gemeinde Jerusalems an. Die Grundsätze waren pietistischer Natur, durchsetzt mit mystischen Vorstellungen. Labadie war es daran gelegen, einen Kreis »Wieder-geborener« um sich zu sammeln, welchem durch abgeschiedenes und pietistisches Leben die Gnade Gottes zuteil werden sollte.

Jean de Labadie erhielt seine theologische und rhetorische Ausbildung zum Ordenspriester im Jesuitenorden in Bordeaux. Er ließ sich im Jahre 1639 aus dem Orden entlassen, um seine religiösen-reformatorischen Ideale zu verfolgen. Zunächst noch als Domherr zu Amiens dem katholischen Glauben verpflichtet, näherte sich Labadie durch die Forderung regelmäßiger Schriftlesung dem Protestantismus an. Im Jahre 1650 konvertierte er zur reformierten Kirche und legte diese Entscheidung in seinen Schriften nieder. Als umstrittener und zum Teil sehr beliebter Redner war er – nach seiner Ordination – als Rektor in Montauban, als Prediger im calvinistischen Genf und als Pfarrer der wallonisch-reformierten Gemeinde in Middelburg tätig. Als Labadie im Jahre 1669 als Pfarrer von Middelburg abgesetzt wurde, geschah dies weder aus mangelndem Interesse noch Missgunst der Gemeinde, sondern auf Grund seiner Missachtung der Kirchenordnung und seiner angeblich separatistischen Absichten. Durch seine Exkommunikation vollzog sich der endgültige Bruch mit der reformierten Kirche und Labadie gründete seine eigene Gemeinde. Da es ihm verboten wurde zu predigen und Versammlungen abzuhalten, zog er mit seinen Anhängern nach Amsterdam. Dort trat der Hausgemeinde Labadies die Gelehrte und Künstlerin Anna Maria van Schurman bei. Auf Grund von Aufständen gegen die Separatisten mussten die Labadisten, welche um die 50 Mitglieder zählten, Amsterdam verlassen und sie ließen sich im Jahre 1670 in Herford nieder. Durch die Vermittlung Anna Maria Schurmans wurden sie dort von der Äbtissin Prinzessin Elisabeth von der Pfalz protegiert. Jedoch war ihnen in Herford die Bevölkerung ebenfalls feindlich gesinnt. Besonders kritisiert wurde die Ehepraxis der Labadisten, die Formlosigkeit ihres Gottesdienstes sowie ihre mystischen Vorstellungen, welche als Schwärmerei betrachtet wurden. Trotz Elisabeths Engagements spitzen sich die Konflikte zu und erzwangen den erneuten Umzug der Gemeinde, diesmal in die damals dänische Stadt Altona bei Hamburg, die durch ihre Religionsfreiheit den Labadisten offen stand. Nach dem Tod Labadies im Jahre 1674 übernahm sein langjähriger Freund und Anhänger, der Theologe Pierre Yvon die Führung der Gemeinde und die Labadisten siedeln nach Schloss Waltha in Wieuwerd in der niederländischen Provinz Friesland. Das Schloss war in Besitz der Familie der Schwestern Lucie und Marie van Sommelsdyck, welche den Labadisten angehörten und mit Labadie und Yvon verheiratet waren. Im Jahre 1686 trat die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian den Labadisten bei. Die Gemeinde wuchs in den nächsten Jahren auf 300 Mitglieder. Einige Anhänger der Labadisten siedelten nach Surinam und Nord Amerika, um dort kleine Gemeinden zu gründen. Mit dem Tod Yvons im Jahre 1707 löste sich die Gemeinde auf Schloss Waltha auf, welche sich in den Jahren davor schon verkleinert hatte. Vgl. De Groot 1982 und Saxby 1987.
Elena Strempek, 09.10.2012

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Elena Strempek, 09.10.2012